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shape UP Business 3/2022

Diagnostik und der Phasenwinkel

Die Körperanalyse mittels BIA (Bioelektrische Impedanz-Analyse) findet in immer mehr Fitnessstudios Anwendung, da sie Trainerinnen und Trainern die Möglichkeit bietet, ihre Kunden professionell zu betreuen und die Wirksamkeit des jeweiligen Trainingsprogramms zu dokumentieren bzw. Trainingspläne anzupassen.

Dr. Petra van der Heusen
Lesezeit: ca. 3 Minuten
metamorworks / shutterstock.com

Während seit Langem die bekannten Parameter wie Körperfett, Muskelmasse, Körperwasser u. a. im Fokus stehen, hat sich in den letzten Jahren das Trainingsziel zunehmend auf eine Verbesserung des Gesundheitszustands verlagert. Darüber geben z. B. die Größen Viszeralfett, extra-/intrazelluläre Wasserverteilung und der Sarkopenie-Index Aufschluss.

Seit einiger Zeit – auch durch Corona bedingt – konzentriert man sich auch auf den sogenannten Phasenwinkel. Vereinfacht gesagt, spiegelt er die zelluläre Gesundheit wider und damit letztendlich den Gesundheitszustand der gemessenen Person. Das heißt auch kurzfristige Störungen des Immunsystems, wie sie bei einer Infektion oder Impfung auftreten, werden hier messbar.

Was genau ist der Phasenwinkel?

„Messbar“ ist wörtlich zu nehmen; während fast alle Ergebnisse einer BIA auf Berechnungen zurückzuführen sind, ist der Phasenwinkel eine direkt gemessene und damit unbestechliche Größe.

Dazu muss man wissen, wie die BIA genau funktioniert: Während der Messung wird ein schwacher Wechselstrom über mehrere Frequenzen durch den Körper geleitet. Das Signal fließt leicht durch die Körperflüssigkeit in die Muskeln und durch andere Körpergewebe, stößt jedoch bei Körperfett auf Widerstand, da Körperfett nur einen kleinen Anteil Flüssigkeit enthält. Dieser Widerstand wird direkt gemessen und als Resistanz bezeichnet; über medizinisch geprüfte Algorithmen wird aus den Messwerten die Körperzusammensetzung berechnet.

Mit einbezogen wird ein zweiter Widerstand, die Reaktanz, welche auf die Kondensatoreigenschaft der Zellmembranen zurückzuführen ist; die Membranen der Zellen laden und entladen sich unter Wechselstrom. Dadurch kommt es zu einer zeitlichen Verzögerung von Strom und Spannung, und diese Verschiebung wird in Grad erfasst und als Phasenwinkel ausgegeben.

Gesunde Körperzellen haben einen hohen Phasenwinkel, kranke jedoch nur einen niedrigen und damit ein niedriges Membranpotenzial. Der Phasenwinkel steht demnach für die „Integrität“ der Zellmembran und insgesamt für den Gesundheitszustand der gemessenen Person.

Verschiedene Faktoren beeinflussen den Phasenwinkel; er ist abhängig von Geschlecht und Alter, aber auch von der ethnischen Herkunft der Person – aus Asien stammende Menschen haben z. B. unabhängig von ihrem Gesundheitszustand niedrigere Phasenwinkel als Europäer.

Bei gesunden Erwachsenen liegt der Phasenwinkel im Durchschnitt zwischen 5 und 7°, Leistungssportler kommen auch auf Werte um 10°. Da es jedoch keinen technischen Standard bei Impedanzmessgeräten gibt, können die Werte bei unterschiedlichen Geräteherstellern voneinander abweichen. Die Top-Geräte aller Hersteller bieten eine sehr genaue Analyse mit wenig Unterschieden. Voraussetzung für eine Messung des Phasenwinkels ist eine Mehrfrequenzmessung; die genauesten Werte erhält man bei Messgeräten mit 8-Punkt-Messung, bei denen eine segmentale Messung erfolgt. Bei Tanita messen alle BIA-Profigeräte den Phasenwinkel, segmental die Geräte der MC-Reihe.

Phasenwinkel in Medizin und Leistungssport

In der Medizin spielt der Phasenwinkel schon lange eine bedeutsame Rolle. So dient er bei verschiedenen Erkrankungen – z. B. bei Immun- und Tumorerkrankungen, in der Chirurgie und bei Dialysepatienten – als Indikator für die Überlebenszeit, das Fortschreiten der Erkrankung und das Auftreten postoperativer Komplikationen.

Im Leistungssport gibt der Phasenwinkel Auskunft über den Trainingszustand eines Athleten bzw. weist er auch auf ein Übertraining hin. Auch die Regeneration nach einer Verletzung kann damit sehr gut überprüft werden.

Phasenwinkels im Fitnessbereich

Hauptziel der meisten Kunden beim Fitnesstraining ist die Verbesserung bzw. Erhaltung des Gesundheitsstatus und damit die Erhöhung ihrer Lebensqualität. Und genau hier zeigt der Phasenwinkel den aktuellen Status und ein mögliches Verbesserungspotenzial. Ein stabiler, ausreichend hoher Phasenwinkel sagt aus, dass die Körperzellen gut mit Nährstoffen, Wasser und Sauerstoff versorgt werden. Erhöhungen können mit einer Muskelzunahme zusammenhängen, mit ausreichend Schlaf, einer Stressreduktion sowie einer allgemein gesunden Lebensweise.

Ein abnehmender Phasenwinkel dagegen ergibt sich bei Abnahme der Muskelmasse, Stress und Schlafmangel, Übertraining, unausgewogener Nährstoffversorgung, Schädigung der Zellen durch Gifte wie Alkohol oder durch akute und chronische Erkrankungen.

Im Unterschied zu Körperwerten wie Fett- und Muskelmasse kann der Wert des Phasenwinkels täglich schwanken, z. B. aufgrund einer leichten Erkältung. Dies ist kein Grund zur Besorgnis; liegt der Wert jedoch dauerhaft im erniedrigten Bereich, ist ein Arzt zu konsultieren, um systemische Erkrankungen auszuschließen bzw. die Ursache herauszufinden.

Fazit: Mit dem Phasenwinkel haben Trainer einen zusätzlichen, wertvollen Parameter zur Verfügung, um ihre Kunden kompetent zu beraten, ihren Gesundheitszustand im Blick zu behalten und sie so ihrem Ziel näherzubringen.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Tanita entstanden.

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